Das Cover lockt die Reaktion

oder: Was der Kampf um Schlesien und Autoreparaturen gemeinsam haben.

"Wir hatten aufregende und tolle Tage auf der Frankfurter Buchmesse. Dafür ein herzliches Dankeschön an Sie, liebe Kollegen aus dem Buchhandel. Vielen Dank für die spannenden Gespräche mit Ihnen, für Ihr Interesse an unseren Büchern und Programmen." 

Wir wissen nicht, bei wem sich "das Messeteam" des MotorbuchVerlags im November 1997 in einem Buchhandelsfachblatt bedankte. Wir glauben nicht, daß wir gemeint sind. Obwohl ausgerechnet unser kleiner Messestand zum Schauplatz eines "aufregenden und tollen" Auftritts der Motorbuch-Geschäftsführung auserkoren war. Angelockt durch die ausgestellten Handbücher der Kommunikationsguerilla erschien sie, um unter Androhung juristischer Schritte die sofortige Entfernung zu verlangen: das Cover sei eine Fälschung der in ihrem Verlag erscheinenden Autoreparaturhandbücher Jetzt helfe ich mir selbst. 

Was wir zunächst als Posse des real existierenden Buchhandels auffaßten, verlor seinen unschuldigen Scherz, als uns Anwälte auf die möglichen Prozeßrisiken hinwiesen. In irgendeiner Instanz hätten wir vielleicht Chancen gehabt, aber vorher wären Gerichtskosten in fünfstelliger Höhe angefallen - Geld, was wir kaum haben und lieber in neue Bücher als in schwarze Löcher stecken. Juristisch gesehen wäre es um einen Verstoß gegen das Markengesetz gegangen, bei dem so ominöse Gebilde wie "flüchtige Durchschnittsbetrachter" und "Verwechslungsgefahr" zwischen Autoreparatur- und Kommununikationsguerilla-Handbuch ins Spiel kommen. Ob jemand wirklich so blöde sein kann, zur Reparatur seines Opel Kadett das Handbuch der autonomen a.f.r.i.k.a.-gruppe zu kaufen, um dann mit Torte und Marx die Reifen auszuwuchten, läßt sich ohne Hirnsausen natürlich nicht einmal erwägen. 
 

Nun denn, nach einiger Korrespondenz haben wir uns auf einen außergerichtlichen Vergleich eingelassen, wonach wir die Restauflage der Handbücher mit dem alten Cover noch bis zum 31.12.1997 verkaufen durften, aber eine neue Auflage einen anderen Umschlag erhält. Und den hat dieses Buch ja nun. 

Endgültig verliert sich der Eindruck einer Posse bei näherer Beschäftigung mit dem Programm des MotorbuchVerlags. Kommt er meist als höchstens autolastig daher, so finden sich in seinem Spezialprospekt "Waffen- und Zeitgeschichte" Titel, die Übleres erkennen lassen. Das Grinsen über Titel wie Söldnerleben im Mittelalter verliert sich bei LEDERNACKEN - das US Marine Corps oder GSG 9. Es gefriert bei Auszeichnungen des deutschen Heeres 1936-1945 oder Die deutsche Wehrmacht - Uniformierung und Ausrüstung 1933-1945. Und wenn unter der Rubrik "Zeitgeschichte - hautnah erlebt" Bücher wie So kämpfte Breslau, Das Ostfront Drama 1944 - Rückzugskämpfe Heeresgruppe Mitte, Der Kampf um Schlesien 1944/45 und So fiel Königsberg von "General Otto Lasch" angepriesen werden, fragt man sich, wie viele dieser Bücher in den Bücherschränken derjenigen stehen, die gegen die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht Front machen. Wir kennen die Auflagenhöhe solcher Bücher nicht, aber von seiner Jetzt helfe ich mir selbst - Reihe sagt der MotorbuchVerlag selbst, daß sie inzwischen 5 Millionen überschritten hat. Diese Reihe macht sicherlich erheblichen Gewinn - daß der andere Bücher finanzieren könnte, ist den KäuferInnen von Autoreparaturhandbüchern vermutlich fast nie bewußt. 

Daß das Handbuch der Kommunikationsguerilla seine Absicht, zu einem erweiterten Bewußtsein beizutragen, auch hier erfüllen könnte, wirkt überraschend, notwendig und erfreulich. 

Verlag Libertäre Assoziation 
Verlag Schwarze Risse - Rote Strasse

 
 
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