"Pizza-Krieg gegen Ausländerchef"

Die gefälschte Speisekarte von "Pizza Schiffmann". Den
Lieferdienst gibt es nicht. Unbekannte wollen dem Leiter des
Erlanger Ausländeramts, Günter Schiffmann (46), eins
auswischen.

Von PETER MASKOW Erlangen/Höchstadt - Tag und Nacht klingelt
sein Telefon. Alle wollen Pizza bei ihm bestellen. Doch Günter
Schiffmann (46) hat keinen Lieferservice. Er ist Leiter des
Erlanger Ausländeramts und wird seit Tagen massiv belästigt.
Die Frage ist: Wer hat die Speisekarte "Pizza Schiffmann"
gedruckt und überall an Schiffmanns Wohnort Höchstadt
verteilt? Leckere Sachen zu Schleuderpreisen stehen da drauf.
Pizza für 4,99 Mark. Erdinger Weizen für nur 1,50 Mark.
Diese Karte ist eine üble Fälschung!
Günter Schiffmanns Privattelefon steht seit Tagen nicht mehr
still. 500 Anrufe allein in den ersten Tagen. Ganz Höchstadt
will bei ihm billig Pizza bestellen.
Besonders mies, auf der Karte wird auch eine
"Schnelligkeitsgarantie" gegeben: "Sprechen Sie ihre
Bestellung auf unseren Anrufbeantworter und wir garantieren
eine Lieferzeit von 20 Minuten - sonst erhalten Sie "gratis
eine Flasche Wein!".
Schiffmann: "Da rufen dann nach einer Stunde die Leute noch
mal an und sind stinksauer. Wo jetzt gefälligst die Pizza
bleibt - und den Gratiswein soll ich gleich mitbringen!"
Die böse Aktion gegen Schiffmann hat Methode...
Auch auf der Karte: Die "Pizza Kurdistan". Aus dieser Ecke, so
vermutet man im Ausländeramt, kommt die Rache-Aktion. Erst im
Oktober hat das Amt unter wütendem Protest zahlreicher Gegner
den Kurden U. abgeschoben. "Eine Entscheidung, die nicht wir
getroffen haben", stellt Schiffmann klar. Trotzdem ist er für
seine Widersacher der Sündenbock.
Schiffmann nimmt's gelassen. "Ich lege halt jetzt den Telefonhärer daneben".
(Bild, 15.2. 2000)
 

 

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