Fälschen eines Faxes ist technisch ein Kinderspiel
Hamburg (dpa) - Fernkopien aus dem Telefaxgerät gehören
seit Jahren zum Arbeitsalltag eines modernen Büros. Mit dem Faxgerät
lassen sich schnell und wirtschaftlich Dokumente in alle Welt verschicken
- deshalb haben die Faxsendungen in weiten Teilen die herkömmliche
Briefpost verdrängt. Und obwohl sich die moderne Industrie- und Mediengesellschaft
in hohem Ausmaß auf die Fax- Kommunikation verlässt, kann man
einem Telefax eigentlich nie richtig vertrauen. Zu oft wurden Faxsendungen
im politischen Kampf, im wirtschaftlichen Wettbewerb oder bei privaten
Schlammschlachten gefälscht.
Vor deutschen Gerichten haben Faxe als Urkunde in der Regel keine
Beweiskraft. Zu leicht es nämlich, Datum und Uhrzeit oder Faxnummer
in der Absenderkennung zu manipulieren. In den Anfangstagen der Fax- Kommunikation
in Deutschland in den 70er Jahren war die Installation eines Faxgeräts
durch einen Mitarbeiter der Deutschen Bundespost noch quasi ein hoheitlicher
Akt. Jeder eigenmächtige technische Eingriff in ein Telefon oder Faxgerät
war damals streng untersagt. In den Zeiten liberalisierter Telekommunikationsmärkte
kann sich heute jeder ein Faxgerät zulegen und eine Absenderkennung
nach Wahl einstellen.
Zum Erstellen des vermeintlichen Kohl-Faxes benötigten der
oder die
Fälscher vor allem eine der vorausgegangenen Erklärungen
des Alt-
Bundeskanzlers, um so das Layout ihrer Fernkopie zu entwerfen. Schließlich
sollte das Aussehen des Faxes keine Zweifel am gefälschten Inhalt
aufkommen lassen. Das Fax kann dann entweder von einem herkömmlichen
Fernkopierer mit einer manipulierten Kennung oder aus einem Personal-Computer
heraus an die Journalisten in den Nachrichtenagenturen gesendet worden
sein. Technisch gesehen macht das keinen großen Unterschied. Daher
mussten die Fälscher auch nicht in die Räume der CDU-Rathausfraktion
in Bonn eindringen, um das
Fax mit dieser Kennung zu senden.
In sicherheitsrelevanten Bereichen - etwa in der Industrie oder
bei
Geheimdiensten - werden spezielle Sicherheitsfax-Geräte eingesetzt,
die
gleich mehrere Funktionen erfüllen. Zum einen garantieren sie
mit Hilfe
moderner Verschlüsselungsmethoden, dass ein Fax tatsächlich
von einem bestimmten Absender kommt. Gleichzeitig wird sicher gestellt,
dass die Faxübertragung nicht von Unbefugten abgehört werden
kann. Diese «Fax Seal Systeme» sind allerdings ziemlich teuer
und umständlich zu bedienen, da stets auf beiden Seiten ein Gerät
gleicher Bauart eingesetzt werden muss.
Technisch einfacher ist es, mit Hilfe elektronischer Post (E-Mail)
Dokumente beweiskräftig zu übertragen, so dass Autor und
Inhalt einer
Mitteilung sowie der Erstellungszeitpunkt des Dokuments zweifelsfrei
feststehen. Herkömmliche E-Mails können ebenso wie Faxsendung
gefälscht werden. Wird eine elektronische Post jedoch mit einem
Verschlüsselungsprogramm wie PGP (Pretty Good Privacy) unterzeichnet,
kann der Empfänger ganz sicher sein, dass diese Mail tatsächlich
von der Person des Unterzeichners stammt. Mit PGP lassen sich E-Mails auch
vor neugierigen Blicken anderer schützen. Das Programm ist so effektiv,
dass die USA den Export der Software Jahre lang als Verstoß gegen
das US-Kriegswaffenkontrollgesetz bewertet hatten. Dennoch ist PGP dank
des Internets rund um den Globus verfügbar.
(Bonner General-Anzeiger, 23.1.2000)
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