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Leo gibt es eine interessante Ausarbeitung von "antoniee" zum Unterschied von Medienguerilla und Kommunikationsguerilla. Der Ausgangspunkt ist das bei LEO "communication guerilla" fälschlicherweise mit "Medienguerilla" übersetzt wird.
communication guerilla - Medienguerilla
Korrektur:
communication guerilla - Kommunikationsguerilla
Beispiele/ Definitionen mit Quellen
1. Der Soziologe Umberto Eco prägte 1967 den Begriff "guerriglia delle communicazione", der im Deutschen als "Kommunikationsguerilla" und im Englischen als "communications guerilla" übersetzt wurde.
Referenzen:
- Umberto Eco: Guerriglia semiologica. Comunicazione al congresso Vision '67, International Center of Communication, Art and Sciences, New York; ora in Il costume di casa, Bompiani, Milano 1973; pp. 290-298. Online in books.google.co.uk: Marialuisa Stazio: L'industria culturale, 2007.
- Umberto Eco (1986): Towards a Semiological Guerrilla Warfare (1986), Online:
http://www.american-buddha.com/lit.towardsemiologicalguerrilla.htm
- Umberto Eco (1985): Für eine semiologische Guerilla (1967). In: ders.: Über Gott und die Welt. München, S. 146-156.
2. Handbuch der Kommunikationsguerilla
Zur Verwendung des Begriffs Kommunikationsguerilla im Deutschen vgl. autonome a.f.r.i.k.a. gruppe, Luther Blissett, Sonja Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla jetzt helfe ich mir selbst. Assoziation A, Hamburg und Berlin 1997. Vgl. dazu die sozialwissenschaftliche Diskussion, z.B. die Diplomarbeit von Teune (2004):
http://www.wzb.eu/sites/default/files/u13/teune04_kommunikationsguerilla.pdf
3. Websites zum Handbuch der Kommunikationsguerilla
Zur Übersetzung des deutschen Begriffs Kommunikationsguerilla ins Englische als Communication Guerilla vgl. die Webseiten zum o.g. Handbuch:
Auf einer 1998 erstellten Webseite werden sowohl der englische als auch der deutsche Begriff genannt:
http://web.archive.org/web/20100118194836/http://www.contrast.org/KG/index.htm
Vgl. auch folgende Unterseiten:
http://web.archive.org/web/20100101040836/http://www.contrast.org/KG/indexc2.htm (Stand 1.1.2010, Titel: Handbuch der Kommunikationsguerilla)
http://web.archive.org/web/20081203232350/http://www.contrast.org/kg/englbu.htm (Stand 1.1.2010, Englische Übersetzung des Titels: Handbook of Communication Guerilla)
Auf einer neueren Webseite zum Handbuch der Kommunikationsguerilla (http://kguerrilla.net/En/Index) finden sich mehrere englischsprachige Texte, die den Begriff Communication Guerilla definieren.
4. Blog Chronik der Kommunikationsguerilla
http://kommunikationsguerilla.twoday.net/, Verwendung des englischen Begriffs z.B. hier:
http://kommunikationsguerilla.twoday.net/stories/6167351/
5. Online Journal Eipcp.net
enthält einen Text über Kommunikationsguerilla/communication guerilla in englischer, deutscher, französischer und italienischer Sprache:
http://www.republicart.net/disc/artsabotage/afrikagruppe01_de.htm
6. Maschinenübersetzung bei translate.google.com
- Englisch: communication guerilla - Deutsch: Kommunikationsguerilla
http://translate.google.com/#en/de/communication%20guerilla
- Italienisch: guerriglia delle communicazione - Deutsch: Kommunikationsguerilla
http://translate.google.com/#it/de/guerriglia%20delle%20communicazione
(Artikel hier allerdings männlich, da auf Guerilla im Sinne von Guerillakämpfer bezogen und nicht auf "die Guerilla")
Kommentar
Den englischsprachigen Begriff "communication guerilla" als "Medienguerilla" zu übersetzen und umgekehrt ist irreführend. Da dieser Begriff aber noch nicht im Duden bzw. Websters angekommen ist, möchte ich zur Erläuterung meiner "wrong entry" Meldung weiter ausholen und auf die Begriffsgeschichte eingehen.
Kommunikationsguerilla und Medienguerilla bezeichnen unterschiedliche Formen politischer Intervention. Medienguerilla setzt gezielt an den Massenmedien an, Kommunikationsguerilla macht sich alle Formen gesellschaftlicher Kommunikation von der face-to-face Interaktion über den Amtsbrief bis zur Webseite oder das Fernsehen zunutze.
1967 hielt Umberto Eco einen Vortrag in New York mit dem Titel: Per una guerriglia semiologica, in dem er den Begriff "guerriglia delle communicazione" benutzt [1]. Dieser einflussreiche Text wurde 1986 ins Englische übersetzt [2]. Dort heisst es: "But it could be that these nonindustrial forms of communication (from the love-in to the rally of students seated on the grass of the campus) can become the forms of a future communications guerrilla warfare". In der deutschen Übersetzung ist der Begriff als Kommunikationsguerilla übersetzt [3].
Der Begriff Kommunikationsguerilla wurde 1997 im "Handbuch der Kommunikationsguerilla" [4], das dieses Jahr in der 5. erweiterten Auflage erscheint [5], aufgegriffen und ausgeführt.
Demnach betrachtet Kommunikationsguerilla "die Normalisierung solcher Herrschaftsverhältnisse auf der Ebene der gesellschaftlichen Diskurse und der Formen der Kulturellen Grammatik und formuliert Ansatzpunkte dafür, wie sie in Frage gestellt werden können" (S.6). In Abgrenzung zum Begriff Medienguerilla wird betont: "Die Autorinnen haben sich für den Begriff Kommunikationsguerilla entschieden, weil alle hier zusammengefassten Konzepte und Aktionsformen auf gesellschaftliche Kommunikationsprozesse Bezug nehmen (...). Kommunikation umfasst mehr, als eine verbreitete technizistische Sichtweise es nahelegt: Sie beschränkt sich nicht auf die Massenmedien oder auf technische Kommunikationsmittel wie Fax, Handy, Computer und Modem (...)" (S.8).
In den folgenden Jahren setzte sich der Begriff Kommunikationsguerilla im deutschsprachigen Raum zur Bezeichnung der im Handbuch beschriebenen politischen Praxis durch. Das lässt sich durch zahlreiche Rezensionen, weitere Artikel und Essays der Handbuch-Autor_innen in deutscher, englischer und spanischer Sprache, die Blog-Chronik der Kommunikationsguerilla [6] sowie die sozial- und medienwissenschaftliche Diskussion belegen.
Aufgrund der Übersetzungen ins Italienische, Spanische und Französische ist der Begriff auch im romanischen Sprachraum in den jeweiligen Entsprechungen eingeführt. Teile des Buchs wurden ins Englische übersetzt, wobei Kommunikationsguerilla als communication guerilla eingeführt wird. Da allerdings keine vollständige Übersetzung des Buches ins Englische existiert, ist "communication guerilla" zur Bezeichnung einer bestimmten politischen Praxis in dieser Sprache weniger gebräuchlich als z.B. der Begriff "Culture Jamming".
Spasseshalber habe ich bei der Maschinenübersetzung von Google nachgeschaut. Dass dort bei diversen Hin- und Herübersetzungen zwischen Englisch, Deutsch und Italienisch keine "Medienguerilla" herauskam, lässt darauf schliessen, dass die Gleichsetzung von Medien- und Kommunikationsguerilla zumindest quantitativ nicht haltbar ist.
Aus diesen Gründen plädiere ich für eine Trennung der Einträge Kommunikationsguerilla - communication guerilla und Medienguerilla - media guerilla.
[1] Umberto Eco: Guerriglia semiologica. Comunicazione al congresso Vision '67, International Center of Communication, Art and Sciences, New York; ora in Il costume di casa, Bompiani, Milano 1973; pp. 290-298. Online in books.google.co.uk: Marialuisa Stazio: L'industria culturale, 2007.
[2] Umberto Eco (1986): Towards a Semiological Guerrilla Warfare, in: Bondanella, Peter (2005): Umberto Eco and the Open Text: Semiotics, Fiction, Popular Culture. Online:
http://www.american-buddha.com/lit.towardsemiologicalguerrilla.htm)
[3] Umberto Eco (1985): Für eine semiologische Guerilla (1967). In: ders.: Über Gott und die Welt. München, S. 146-156
[4] autonome a.f.r.i.k.a. gruppe, Luther Blissett, Sonja Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla jetzt helfe ich mir selbst. Assoziation A, Hamburg und Berlin 1997.
[5] Zur 5. Auflage vgl. die Verlagsankündigung online:
http://www.assoziation-a.de/vor/Handbuch_der_Kommunikationsguerilla.htm.
[6]
http://kommunikationsguerilla.twoday.net/, zur Verwendung des englischen Begriffs z.B. hier:
http://kommunikationsguerilla.twoday.net/stories/6167351/
Das finde ich aber mal eine ziemlich überzeugende Argumentation.